40. Tag Lavacolla > Santiago de Compostela (15. Juli 2016) ca. 11 Kilometer
Mein letzter Tag - mur noch etwa 10 Kilometer bis zum Ziel. Nach einem guten Frühstück starte ich so gegen 08:00 Uhr. Direkt am Ortsausgang von Lavacolla treffe ich Jennifer (die Krankenpflegerin) wieder.
Wir gehen gemeinsam und erzählen. Nach etwa 3 Kilometer setzen wir uns in eine Bar und trinken etwas. Wir gehen weiter und ich sehe eine kleine Bude wo es was zu trinken und auch Stempel gibt. Ja wir brauchen ja noch einen Stempel für heute - und als ich mich umschaue bin ich erstaunt.
Wir sind bereits auf dem Monte Gozo. Ich denke viele Pilger laufen geradeaus und sehen das Denkmal nicht einmal.
Vom Denkmal aus sieht man in einiger Entfernung auch zwei Pilgerfiguren - habe sie schon zuvor mal auf einem Bild gesehen. Es sind ein paar Minuten abseits des Weges aber Jenny und ich wollen das aus der Nähe sehen - die meisten anderen Pilger tun das nicht. Wow - das hat sich gelohnt. Ein sagenhafter Ausblick auf Santiago, das man vom Monument aus nicht sehen konnte.
Jenny stösst einen lauten Schrei vor Glück aus.
Dann gehen wir zurück und es geht bergab nach Santiago.
Im Ortseingang müssen wir nochmal Bilder machen - wir haben es geschafft. Der Weg bis in die Altstadt zieht sichund als ich noch vom Zentrum entfernt bin sehe ich das Schild zu einer Herberge.
Es gibt viele Herbergen in Santiago - aber es gibt auch sehr viele Pilger hier - ob man gut eine Unterkunft findet weiss ich nicht abzuschätzen.
Ich verabschiede mich von Jenny und denke - man sieht sich noch.
Auf dem Weg zur Herberge Albergue Fin Del Camino komme ich an einer Polizeistation vorbei. Ich möchte unbedingt ein Ärmelabzeichen eines Polizisten aus Santiago. Ein Polizist gibt mir alle Abzeichen einer Uniform - sehr schön, aber Santiago steht nicht drauf, da es eine überregionale Einheit ist.
In der Herberge sind zwei deutsche Hospitaleros - ich kann dort auch ein paar Tage bleiben. In einem großen Raum mit etwa 20 Betten bekomme ich einen Platz. Allerdings ist die Herberge nicht sehr ausgelastet - lediglich zwei andere Pilger liegen hier im Raum. Grund ist wohl dass es ein paar Meter bis zum Zentrum sind. Aber die Herberge ist sehr sauber und kostet nur 9,- € -wäre angeblich die günstigste in Santiago.
Nachdem ich mich frisch gemacht habe gehe ich Richtung Kathedrale. Es sind etwa 20 Minuten Fussweg. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl nun hier zu sein. Mein erster Weg führt vorbei an der Kathedrale und weiter unten rechts ist das Pilgerbüro, wo man seine Compostela erhält.
Und wen treffe ich dort am Eingang? Roger begrüsst mich - ich frage ihr erstmal wie er die letzte Nacht unterkam. Er war wohl auch in Lavacolla in einer Pension.
Wir stellen uns in die Schlange und warten bis auch wir unsere Compostela erhalten. Ein schönes Dokument - eine schöne Erinnerung - aber die Erlebnisse der letzten Wochen auf dem Camino habe noch viel größere Eindrücke hinterlassen.
Ich treffe auch Jenny und wir besuchen die messe in der Kathedrale. {mp4}150716-santiago{/mp4} Es ist total voll und nach der Messe wird der riesige Weihrauchkessel bis kurz vor die Decke geschwenkt - ein weiteres besonderes Erlebnis, welches den Camino zu einer runden Sache macht.
Nach der Messe gehe ich noch etwas trinken und wen treffe ich hier .... Margaux und Janet - gemeinsam mit Roger suchen wir uns ein Restaurant.
Es ist schön, hier noch einmal lieb gewonnene Mitpiilger zu treffen.
Ich habe noch zwei Tage bis mein Flieger geht. Am nächsten Tag gehe ich nochmals ins Zentrum, denn die Grabstätte des Heiligen Jakobus konnte ich mir nicht am Vortag ansehen, da schon geschlossen war.
Ich ging etwas auf Umwegen ins Zentrum und wollte mir so die Stadt etwas genauer anschauen.
Mitten in der Stadt ging eine Straße hoch der ich folgte und hatte von hier noch einmal eine andere Perspektive. Hinunter durch einen Park und die ein oder andere Kirche schaute ich mir an. Dann reihte ich mich in die lange Schlange, um die letzte Ruhestätte von Jakobus zu sehen.
Es ist wahnsinn, zu beobachten wie viele Pilger hier in die Gassen strömen. Man sagt täglich über 1500.
Nach dem Stadtbummel durch die Geschäfte und Souvenirläden gehe ich hinter die Kathedrale, wo ein Revier der Policia Local ist. Hier bekomme ich ein Ärmlabzeichen lokal von Santiago. Auch eine Messe in der Kathedrale schaue ich mir erneut an. Auf dem Weg zurück zur Herberge staunte ich nicht schlecht.... Henk aus den Niederlanden kam mir entgegen. Ich hatte oft an ihn gedacht, denn ich hatte ihn ja hinter Leon aus den Augen verloren und durch andere Pilger erfahren dass er gestürzt und sich am Knöchel verletzt hatte. 3000 Kilometer pilgern und dann kurz vor dem Ziel so etwas. Ich freuete mich ganz besonders, dass auch er hier angekommen ist. Wir fielen uns in die Arme.
Am nächsten Tag war der Tag der Abreise.
Ich frühstücke in aller Ruhe und mache mit Mittags noch etwas zu Essen. Dann gehe ich hoch zur Bushaltestelle, um zum Flughafen zu kommen.
Als ich an der Haltestelle sitze und mir die Menschen anschaue hier direkt an dem Pilgerweg.... diese Waden kenne ich doch. Er ist noch an die 100 Meter entfernt, und es wird immer klarer als er näher kommt. Ich treffe erneut Kevin aus England mit dem ich ja einige Tage zusammen gewandert war und der kurz vor Burgos wegen seiner Blasen eine Pause einlegen musste. Das war das i-Tüpfelchen, dass ich ihm nun noch einmal begegnete.
Der Camino war ein wahnsinniges Erlebnis wo ich viele Freunde kennen lernte.
Selbst heute, nach fünf Jahren habe ich noch regen Kontakt mit ihnen.